Verein IG-MikU
Kontakt zur IG-MikU:
Vreni Peterer, Präsidentin der IG-MikU und Betroffene von sexuellem Missbrauch
Tel. 077 461 65 52
Christoph Wettstein , Vorstandsmitglied
Dreijähriges Folgeprojekt zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Römisch-Katholischen Kirche Schweiz
Stellungnahme der IG-MikU zur Medienmitteilung vom 28. Juni 2023 der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und der Konferenz der Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (KOVOS) zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz:
«Der Vorstand der Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld (IG MikU) nimmt zur Kenntnis, dass die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und die Konferenz der Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (KOVOS) - wie von uns gefordert - grünes Licht gegeben haben, der Pilotstudie ein dreijähriges Folgeprojekt zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche folgen zu lassen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Zeichen dafür, dass die Verantwortungsträger die Notwendigkeit erkannt haben, aufzudecken, wieviel Leid kirchliche Mitarbeitende verursacht haben. Unserer mehrmals geäusserten Forderung «Den Worten müssen Taten folgen» wird mit dem Folgeprojekt entsprochen.
Die in der Deutschschweiz aktive Betroffenenorganisation IG MikU hofft und erwartet aber, dass noch weitere Forderungen erfüllt werden. Eine davon ist die Schaffung einer unabhängigen Anlaufstelle für Betroffene. Insbesondere rund um die Veröffentlichung der Pilotstudie am 12. September dieses Jahres ist es wichtig, dass Betroffene von sexuellem Missbrauch sich an kompetente Ansprechpersonen wenden können.
Die IG MikU begrüsst es, dass der Auftrag für das weitere Forschungsprojekt 2024-2026 ebenfalls an die Universität Zürich erteilt wurde. Wir erhielten durchwegs positive Rückmeldungen von Betroffenen, die von empathischen und kompetenten Mitarbeitenden des Forschungsteams angehört wurden».
Am 12. September 2023 wird in Zürich (im Rahmen einer Medienkonferenz) die Pilotstudie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die IG MikU erhält die Gelegenheit an der Medienkonferenz eine Stellungnahme zur Studie abzugeben.
Hier finden Sie Informationen zur Pilotstudie
Link zur Pilotstudie, den Statements an der Medienkonferenz vom 12. September 2023 und zu einer Liste mit staatlichen und kirchlichen Anlaufstellen: https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2023/Missbrauch.html
Teilnahme am weiterführenden Forschungsprojekt: Wer bereit ist, im Rahmen des weiterführenden Forschungsprojekts 2024–2026 über sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche zu berichten, meldet sich bitte unter forschung-missbrauch@hist.uzh.ch
Ausführliche Informationen bezüglich Unterstützung bei sexuellem Missbrauch finden sich unter folgender Adresse: https://www.missbrauch-kath-info.ch/informationen-fuer-betroffene/
IG MikU nimmt Stellung:
Link zu einem Interview auf kath.ch: https://www.kath.ch/newsd/vreni-peterer-bischof-felix-hat-grossen-schaden-angerichtet-und-vertrauen-zerstoert/
Talktäglich auf Telezüri (30. März 2023) http://tv.telezueri.ch/talktaeglich/missbrauch-in-der-kirche-150212426
Werden Sie Mitglied unserer Interessengemeinschaft
Opfer/Betroffene/Überlebende brauchen Ver-bündete! Sie nicht alleine zu lassen, das ist das Allerwichtigste. Indem Sie sich als Mitglied im Förderverein «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» registrieren lassen, können Sie sich mit Betroffenen solidarisch erklären. (siehe Anmeldeformular)
Mitgliederbeiträge: Natürliche Personen Jahresbeitrag CHF 30.-- /
Institutionen Jahresbeitrag CHF 100,..
PostFinance‐Konto 15‐718716‐6 / IBAN‐Nr. CH93 0900 0000 1571 8716 6 - Lautend auf: Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld, 4600 Olten
Wir danken Ihnen herzlich für die Unterstützung.
Infos über unseren Vorstands finden Sie in der Rubrik "Impressum"
Gehört werden,
verstanden werden,
Konsequenzen sehen
Das wünschen sich Missbrauchsopfer: Wenn sie von ihren traumatischen Erfahrungen erzählen, wünschen sie sich empathische Zuhörerinnen und Zuhörer, die ihren Schilderungen glauben und sie dann unterstützen, wenn sie sich dafür einsetzen, dass solche Übergriffe nicht mehr passieren.
Für solche Ziele steht die «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» (kurz IG-MikU). In dieser Organisation stehen Betroffene und nicht direkt Betroffene gemeinsam dafür ein, dass Missbrauch im kirchlichen Umfeld – körperlicher oder seelischer Art – nicht totgeschwiegen wird. Dazu hat die IG-MikU ganz klare Forderungen an die Kirche.
Konkrete Ziele und Forderungen
Verantwortung übernehmen
Innerhalb der Kirche kam und kommt es immer wieder zu Übergriffen und Missbrauch. Es besteht die Tendenz, dies unter den Teppich zu kehren. Aber die Kirche als Organisation muss (endlich) Verantwortung für die Missbrauchsfälle übernehmen und die Taten nicht einfach als persönliche Verfehlungen einzelner Mitarbeitenden darstellen.
Verantwortung übernehmen, bedeutet, Entscheidungen treffen und bereit sein, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu tragen. Es geht also um weit mehr als nur um die Anerkennung des Leides der Betroffenen. Die Kirche muss auch für die Folgen des Missbrauchs die Verantwortung übernehmen.
Betreuung der Missbrauchsopfer
Missbrauchsbetroffene kämpfen ein Leben lang mit und gegen traumatischen Erlebnisse. Darum sind nach Erstgesprächen mit Personen des Bistums anschliessend nachhaltige und professionelle Betreuungsaktivitäten notwendig, wie z.B.
- Periodische Rückfragen (Fragen nach weiteren Bedürfnissen)
- Hinweise und Unterstützung für das Niederschreiben der eigenen Geschichte
- Hinweise auf Vernetzungsmöglichkeiten (z.B. Selbsthilfegruppen), u.v.a.m.
Es ist unredlich, wenn lauthals verkündet wird, «das Wichtigste ist die Betreuung der Opfer» und dann nach Erstgesprächen keine Kontakte mehr zu den Betroffenen stattfinden und diese mit ihrem Leid allein gelassen werden.
Versprochene Studie endlich realisieren
Die Schweizer Bischofskonferenz hat 2019 entschieden, eine unabhängige Studie zur Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe im kirchlichen Umfeld in Auftrag zu geben. Die Pilotstudie startete endlich im April 2022. Die IG-MikU wird zusammen mit der Groupe SAPEC aus der Westschweiz die Resultate der Studie genau anschauen und ein besonderes Augenmerk darauf richten, ob Massnahmen auch wirklich umgesetzt werden. Der Öffentlichkeit präsentiert wird die Studie im September 2023.
Missbrauchstäter aus kirchlichen Tätigkeiten verbannen
Eines ist für die IG-MikU bereits jetzt klar. Es ist für betroffene Überlebende unverständlich, erneut verletzend und despektierlich, wenn Täter und Täterinnen, die nachweislich Missbrauch begangen haben, weiter im kirchlichen Dienst beschäftigt werden. Sexueller Missbrauch ist mehr als nur eine Sünde, es handelt sich um ein Verbrechen! Da braucht es auch von der Kirche ein klares Bekenntnis.
Suche nach weiteren Betroffenen
Wie ein Fall in der Kirchgemeinde Trimbach zeigt, sind nach der Veröffentlichung im Pfarrblatt vom 22.06.2019 (auch nach 50 Jahren) weitere acht Meldungen von Opfern bzw. Angehörigen von verstorbenen Opfern zum gleichen Täter eingegangen. Die Dunkelziffer ist extrem hoch, die bis heute gemeldeten Missbrauchsfälle bilden nur die Spitze des Eisberges.
Wir erwarten, dass Bistümer bzw. Kirchgemeinden verpflichtet werden, bei sexuellen Übergriffen (aktuelle und auch weit zurückliegende) proaktiv nach weiteren Betroffenen mittels zielführenden Massnahmen zu suchen.
Arbeit der Selbsthilfegruppe unterstützen
Der Verein «IG-MikU» unterstützt die bestehende «Selbsthilfegruppe für Menschen, die in der Kindheit/Jugend sexuelle Gewalt erlebt haben» moralisch und mit konkreten Massnahmen, wie z.B.
- Finanzielle Abdeckung von Kosten, wie z.B. Raummieten, Webauftritt, Wegentschädigungen und Administration
- Bereitstellen und Ausleihe von Fachliteratur
- Vermittlung von therapeutischen Fachpersonen und Institutionen
Weitere Details zur Selbsthilfegruppe erfahren Sie unter: http://www.missbrauch-kirche.ch
Mitarbeit in der Präventionsarbeit
Einzelne Mitglieder der Selbsthilfegruppe engagieren sich in der Präventionsarbeit. Betroffene, die sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Verarbeitung befinden, können entsprechende Kompetenzen einbringen, weil sie konkrete Geschichten und authentische Argumente kennen. Sie sind die Experten!
Damit eine Bereitschaft dafür bei Betroffenen überhaupt entsteht, müssen verantwortliche Missbrauchsbeauftragte proaktiv auf Betroffene zugehen und vorerst über eine längere Zeit ein Vertrauensverhältnis aufbauen.
Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung
Der Verein «IG-MikU» leistet einen Beitrag bei der Aufklärung der allgemeinen Bevölkerung, indem er Hintergrundwissen zum Thema Missbrauch publiziert, wie z.B.
- Warum Opfer so lange nicht über ihren Missbrauch sprechen können?
- Mit welchen Traumata kämpfen Überlebende?
- Wie gelingt das Überwinden von Scham und Schuldgefühlen? u.v.a.m.
Für all diese Anliegen steht die IG-MikU ein. Sie können Ihre Solidarität mit den Betroffenen bekunden und unsere Arbeit unterstützen, indem Sie Mitglied der Interessengemeinschaft werden. Mitglieder können aktiv mittun und sie werden periodisch über das aktuelle Geschehen und Aufarbeitungsfortschritte informiert. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.
Wir suchen Personen, die sich gerne aktiv im Verein IG-MikU einbringen und engagieren möchten, wie z.B. für:
– Mithilfe in der Administration
– Mitarbeit Recherchen und redaktionelle Bearbeitungen
– Netzwerkerinnen- und Netzwerker
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