Auszug aus dem Gedächtnisprotokoll
Ein Priester der Katholischen Kirche hat mich während dem Religionsunterricht immer wieder am Rücken und an der Hand gestreichelt. Seine gelben Finger, die er vom Rauchen hatte, werde ich nie vergessen.
Er bietet mir an, mich mit seinem grau-beigen VW nach Hause zu fahren. Er greift mir mit seinen gelben Fingern zwischen die Oberschenkel. Er fährt mit mir in die falsche Richtung – auf einem Waldweg vergewaltigt er mich. Ich muss von aussen auf den Beifahrersitz liegen, von hinten dringt er in mich ein. Es tut fest weh. Ich ziehe mein Unterhöschen hoch, er raucht. Wir fahren in Richtung Dorf, wir reden nicht miteinander … – Als dies geschah, war ich 9 Jahre alt.
Die „Sache“ mit dem Priester trug ich Jahrzehnte lang mit mir herum. Ich durfte ja nichts verraten, weil mich sonst der Teufel holt, mich ankettet und in die Hölle zieht, wo ich im gelb-roten Feuer verbrennen werde. Das hatte mir der Pfarrer gesagt, ich glaubte ihm.
Was für mich heute am schlimmsten ist? Dass dieser Pfarrer in den fünfziger Jahren zu drei Monaten Gefängnis bedingt verurteilt wurde, weil er Mädchen im Unterricht zu nahe gekommen war. Er musste nicht ins Gefängnis, kam nach seiner Versetzung in unser Dorf, streichelte mich mit seinen gelben Fingern und vergewaltigte mich auf dem Waldweg, als die Sonne schien.