Berichte von Betroffenen
Es ist bekannt, dass Missbrauchsbetroffene zunächst einmal schweigen, jahre- oder jahrzehntelang. Eine US-amerikanische Studie hat gezeigt, dass mehr als 50 Prozent der Opfer mehr als 20 Jahre brauchen, bis sie sich erstmals getrauen, über ihren erlebten Missbrauch zu reden. Das Schweigen hat viel mit Scham zu tun. Aber auch mit der Angst, dass man ihnen nicht glauben wird.
Hinstehen und sagen: «Ich wurde sexuell missbraucht, ich habe Unrecht erfahren» braucht enorme Überwindung und Mut, gleichzeitig aber auch ein kompetentes Gegenüber. Dieser Schritt ist eine ganz besonders wichtige Etappe im Heilungsprozess. Falls dann Opfer in einer weiteren Verarbeitungsphase in der Lage sind, über den erlebten Missbrauch zu reflektieren und dies sogar aufzuschreiben, besteht mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Möglichkeit, mit der lebenslang belastenden Erfahrung besser umgehen zu können.
In der «Selbsthilfegruppe für Menschen, die in der Kindheit sexuelle Gewalt im kirchlichen Umfeld erlebt haben» ist das Niederschreiben der eigenen Missbrauchsgeschichte mehrmals thematisiert worden. Fazit: Das Beschreiben des Missbrauchs, der Missbrauchsfolgen und Verhaltensmuster sowie das Erleben des damit verbundenen Verarbeitungsprozesses ist seelische Schwerstarbeit!
Einige Betroffene haben sich bereit erklärt, Auszüge aus ihren persönlichen Berichten hier zu veröffentlichen. Opfer/Betroffene/Überlebende möchten damit Zeugnis ablegen von dem, was passiert ist. Sie möchten, dass mehr Menschen wissen, was da läuft. Viele haben auch den Wunsch, andern zu helfen, andere zu schützen, damit ihnen nicht das Gleiche passiert.